Mindfuck-Level: Anfänger
Remakes erfolgreicher Filme sind in der heutigen Zeit keine Seltenheit mehr. Manchmal sind dabei sogar Schauspieler des Originals in kleineren Gastrollen zu sehen. Was Michael Caine in 1 Mord für 2 (Originaltitel: Sleuth) macht, ist aber auch in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich. Nachdem er für seine Darstellung des Milo Tindle im ursprünglichen Film Mord mit kleinen Fehlern (ebenfalls Originaltitel: Sleuth) für den Oscar nominiert wurde, übernimmt er im Remake die Rolle von Tindles Widersacher Andrew Wyke. Beide Filme basieren auf einem Theaterstück von Anthony Shaffer. Der Regisseur der Remakes, Kenneth Branagh, inszenierte zuvor einige hervorragende Shakespeare-Verfilmungen. Eigentlich gute Voraussetzungen für 1 Mord für 2, aber der Film floppte dennoch. Und wie sich herausstellt durchaus zurecht.
Liebe und Macht
Der alternde Krimi-Schriftsteller Andrew Wyke erhält in seinem hochmodernen Landhaus Besuch von dem erfolglosen Schauspieler Milo Tindle (Jude Law). Milo hat eine Affäre mit Andrews Frau und will, dass Andrew in die Scheidung einwilligt. Andrew hält Milo jedoch vor, dass er als arbeitsloser Schauspieler und Teilzeit-Friseur den exklusiven Geschmack der Geliebten nicht bedienen kann und so nicht in der Lage sein wird, sie zu halten. Andrews Vorschlag: Milo stiehlt mit Andrews Hilfe wertvollen Schmuck aus Andrews Safe. Milo kann den Schmuck verkaufen und sich so das Leben leisten, das seine Frau sich wünscht; Andrew wird von der Versicherung großzügig entschädigt. Nur unter dieser Bedingung ist der Schriftsteller bereit, in die Scheidung einzuwilligen.
Milo lässt sich überzeugen und steigt durch das Dachfenster ein. In Andrews Schlafzimmer enthüllt Andrew jedoch einen Plan hinter dem Plan: Weil es so aussieht, als wäre Milo eingebrochen, kann Andrew den vermeintlichen Einbrecher in Notwehr erschießen und so seinen Nebenbuhler elegant aus dem Weg räumen. Andrew drückt ab und Milo sinkt leblos zu Boden.
Das Spiel läuft noch – Das Ende von 1 Mord für 2
Einige Tage später bekommt Andrew Besuch von einem Polizisten. Dieser ermittelt in Milos Verschwinden und hat Hinweise erhalten, dass Milo bei Andrew zu Besuch war. Andrew streitet zunächst ab, Milo überhaupt zu kennen, muss aber schließlich zugeben, dass Milo wirklich in seinem Haus war.
Andrew sagt jedoch aus, dass Milo das Haus lebendig verlassen hat. Die Schüsse, die ein Zeuge gehört haben will, waren Bestandteil eines Spiels. Andrew, so seine Aussage, wollte Milo erschrecken und hat auf ihn mit Platzpatronen geschossen. Milo hat vor Schreck das Bewusstsein verloren, ist aber danach wieder zu sich gekommen. Im Schlafzimmer findet der Polizist jedoch frische Blutspuren und bezichtigt Andrew des Mordes. Mitten in Andrews Schock hinein gibt sich der Ploizist jedoch zu erkennen: Es ist Milo, der tatsächlich nicht tot ist.
Milo hält seine Revanche jedoch noch nicht für beendet und tut zunächst so, als wolle er Andrews Juwelen rauben. Dann zwingt er seinen Rivalen, den Schmuck selbst anzulegen. Nach dieser Erniedrigung hält er seine Revanche für geglückt. Andrews Frau kündigt an, selbst zu Andrews Haus zu kommen und Andrew macht Milo einen Vorschlag. Andrew hat offensichtlich Gefallen an Milos Mut und dessen Intellekt gefunden und möchte mit ihm zusammenleben. Milo geht zum Schein darauf ein, lehnt jedoch schließlich ab und erniedrigt Andrew erneut. Daraufhin erschießt Andrew Milo, diesmal mit echten Patronen.
Aus Liebe zum Spiel – Der Mindfuck von 1 Mord für 2
1 Mord für 2 erfordert vor allem deswegen die Aufmerksamkeit des Zuschauers, weil die beiden Hauptfiguren einander immer wieder hereinlegen und austricksen oder in ihren Worten: Spiele spielen. Diese Vorgehensweise sorgt immerhin für sanften Mindfuck. Die Täuschungen basieren überwiegend darauf, dass die Figuren lügen, doch gerade der scheinbare Mord an Milo am Ende des ersten Akts wird durch die Wahl der Kameraperspektiven und den anschließenden Zeitsprung massiv begünstigt. Durch die wiederholten Lügen und Wendungen kann jeder Zuschauer für sich selbst herausfinden, ab wann er den Aussagen der Hauptfiguren keinen Glauben mehr schenkt.
Fazit
1 Mord für 2 bleibt deutlich hinter den Erwartungen und hinter der Qualität der Originals zurück. Im Bemühen, das Stück in die Gegenwart zu überführen, wurde es in ein technologisch bestens ausgestattetes Haus verlegt. Der Versuch, das Haus zu einer Art drittem Hauptdarsteller zu machen, scheitert jedoch auf ganzer Linie. Häufig wählt Regisseur Branagh ungewöhnliche Einstellungen, filmt seine Hauptdarsteller durch Einrichtungsgegenstände, welche die Sicht behindern, oder zeigt das Geschehen auf Überwachungsmonitoren. Der ohnehin schon dialoglastige Film – schließlich handelt es sich ursprünglich um ein Theaterstück – erhält dadurch einen distanzierenden Effekt.
Zudem wirkt das hypermoderne Haus vor allem unwirtlich und kalt.
Auch die Erweiterung der ursprünglichen Handlung um eine homoerotische Komponente tut dem Film nicht gut. Plötzlich geht es um Gefühle und nicht mehr um ein intellektuelles Kräftemessen zweier Spieler, worunter die Dynamik zwischen den Figuren leidet.
Also: Schaut das Original und spart Euch das Remake!
P.S.: Zwei wesentlich wohlwollendere Beurteilungen von 1 Mord für 2 schreiben Joachim Kurz auf www.kino-zeit.de und Stefan Rackow auf www.mannbeisstfilm.de.
Weiterführende Links
1 Mord für 2 bei www.imdb.com
1 Mord für 2 bei www.rottentomatoes.com
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