Mindfuck-Level: Anfänger
Als Bret Easton Ellis 1991 seinen Roman American Psycho veröffentlichte, löste er einen handfesten Skandal aus. Er beobachtete die Befindlichkeiten der oberflächlichen Yuppie-Generation der 1980er-Jahre und kombinierte dies mit höchst expliziten Gewaltszenen. In Deutschland war das Buch von 1995 bis 2001 sogar indiziert. Gemessen daran war die Aufregung um die Verfilmung des Stoffes durch Mary Harron relativ gering. Das Mindfuck-Potential des Films ist aber ausgesprochen hoch.
Das Innenleben eines Psychopathen
Die Hauptfigur ist von American Psycho der Banker Patrick Bateman (Christian Bale). Scheinbar mühelos bewegt er sich in einer Welt, in der sich die Menschen nach der Lage ihrer Wohnung, dem Design ihrer Visitenkarten und den Restaurants, in denen sie essen, beurteilen. Gleichzeitig scheint niemand seinem Gegenüber den richtigen Namen zuordnen zu können. Allerdings hat Bateman ein dunkles Geheimnis, denn er tötet regelmäßig Menschen: Obdachlose, Prostituierte, aber auch seinen Arbeitskollegen Paul Allen (Jared Leto). Allens Verschwinden ruft jedoch den Ermittler Kimball (Willem Dafoe) auf den Plan und auch wenn dieser nicht so recht weiterkommt, verliert Bateman immer mehr die Ruhe. Dadurch kann er seine mörderischen Gelüste noch weniger unter Kontrolle halten.
Der Mindfuck von American Psycho
Der Mindfuck in American Psycho besteht nicht nur darin, dass der Film Einblicke in das Innenleben eines Geistesgestörten liefert.
Viel wichtiger sind die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten, die das Ende des Films anbietet. In der abschließenden Szene spricht Bateman mit seinem Anwalt, dem er vorher ein Geständnis auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hat. Der Anwalt hält alles für einen großartigen Scherz, spricht Bateman mit dem Namen Davis an und erklärt, dass er Paul Allen mehrmals nach dessen vermeintlichen Verschwinden gesehen habe. Waren Batemans Taten überhaupt nicht real?
Deutungsoptionen
Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Die Position der Szene am Ende des Films gibt ihr eine besondere Wichtigkeit und häufig tendiert man dazu, bei widersprüchlichen Informationen in einem Film der zuletzt enthüllten den Vorzug zu geben. Zudem werden Batemans Phantasien immer unglaubwürdiger. Wenn er sein Opfer mit einer Kettensäge durch ein Mietshaus jagt oder sich eine wilde Schießerei mit der Polizei liefert, ohne dass es Zeugen mitbekommen, erscheint dies durchaus unrealistisch. Ist Bateman also kein irrer Killer, sondern ein Irrer, der nur glaubt, ein Killer zu sein? Dagegen spricht, dass der Film auf der Bildebene keine Alternative anbietet. Zudem greift die Szene das Motiv der Verwechslung wieder auf, welches sich durch den Film zieht. Hat der Anwalt wirklich Paul Allen gesehen oder nur jemanden, den er für Allen hält? Und ist Bateman in Wirklichkeit Davis oder ist auch das nur eine Verwechslung? Eine endgültige Entscheidung bleibt dem Zuschauer überlassen.
Fazit
Das Skandalpotential des Buchs erreicht American Psycho nicht – der Film ist sogar ab 16 freigegeben und hält die blutigen Details in deutlich engeren Grenzen. Dafür ist es ein großer Spaß Christian Bale beim Overacting zuzusehen. Auch die Besetzung der Nebenrollen kann sich durchaus sehen lassen. Und das wichtigste ist: der Mindfuck von American Psycho funktioniert sehr gut, liefert er dem Zuschauer doch Anlass zu Diskussionen und zum angestrengten Nachdenken über das Ende.
Weiterführende Links
American Psycho bei www.imdb.com
American Psycho bei www.rottentomatoes.com
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Bildnachweis: Bilder mit freundlicher Genehmigung der Koch Media GmbH
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American Psycho war der Grund dafür, dass ich Christian Bale lange Zeit nicht mochte. Ein Zeichen dafür, dass er seinen Job sehr gut gemacht hat 😀
Im Gegensatz zum Buch schwächelt der Film aber deutlich, finde ich. Die Detailliertheit von Kleidung, Pflegeprodukten oder diversen Menüs schafft im Buch einfach einen viel krasseren Kontrast zu den brutalen Szenen als im Film. Trotzdem schafft es der Film meiner Meinung nach, den Kern des Buches einzufangen.
Bezüglich ds Mindfucks denke ich, dass Pat sich das alles nur eingebildet hat, um der Belanglosigkeit seines Lebens zu entfliehen.
Ich glaube, ein Film kann im Vergleich zu einem so krassen Buch wie American Psycho nur an der Oberfläche bleiben. Das bedeutet allerdings auch, dass ich das Buch kein zweites Mal lesen möchte. Da war mir die Brutalität einfach zu intensiv.
Meiner Meinung nach eine interessante Idee, die schwach umgesetzt wurde. Auch wenn Christian Bale eine großartige schauspielerische Leistung darbietet, ist es dennoch schwer den Charakter Bateman zu ertragen. Ich fand den Großteil des Films langweilig, auch wenn diese Langeweile zuweilen von krassen Szenen unterbrochen wurde. Das reicht für mich aber nicht, um den Film wirklich gut finden zu können. Das Ende bietet Raum für Spekulationen, aber kaum die Möglichkeit, sich für eine befriedigende Lösung zu entscheiden. Ich würde ihn mir nicht noch einmal ansehen.