Mindfuck-Level: Fortgeschrittener
Stephen King gehört nicht nur zu den meistgelesenen Autoren unserer Zeit, sondern auch zu den meistverfilmten. Dabei ist sicherlich nicht jeder Schuss ein Treffer, aber mit der Zeit sind einige brauchbare King-Verfilmungen zusammengekommen – beispielsweise Shining, Carrie oder Die Verurteilten. Das geheime Fenster (Originaltitel: Secret Window) von David Koepp basiert auf einer Novelle Kings und kann sich nicht ganz in den Reigen der besten King-Verfilmungen einreihen. Gut aufgelegte Darsteller machen den Film jedoch auch so zu einem empfehlenswerten Mindfuck.
Streit ums Original
Der Schriftsteller Mort Rainey (Johnny Depp) hat sich von seiner Frau Amy (Maria Bello) getrennt, weil sie ihn mit Ted (Timothy Hutton) betrogen hat. Er hat sich in eine abgelegene Hütte an einem See zurückgezogen und arbeitet mehr schlecht als recht an neuen Geschichten. Eines Tages steht John Shooter (John Turturro) vor seiner Tür und behauptet, Mort habe eine Geschichte von ihm plagiiert. Rainey streitet das ab, erkennt aber deutliche Parallelen zwischen beiden Texten. Shooter behauptet die Geschichte vor sieben Jahren geschrieben zu haben, aber Morts Version wurde bereits zwei Jahre davor in einem Magazin veröffentlicht.
Shooter fordert einen Beweis und gibt Mort drei Tage, um die Originalgeschichte aus Amys Haus zu besorgen. Als Zeichen, dass er es ernst meint, tötet er Morts Hund. Da der örtliche Sheriff wenig Interesse zeigt, engagiert Mort den Privatdetektiv Karsch (Charles S. Dutton). Er möchte auch die Geschichte bei Amy abholen. Doch als er Ted und Amy zusammen sieht, bringt er es nicht über sich, das Haus zu betreten. Nachts erhält er erneut Besuch von Shooter. Dieser fordert, dass Mort seiner Geschichte das Ende gibt, welches Shooter vorgesehen hat. Am nächsten Tag ruft Amy an: Ihr Haus ist niedergebrannt. Die Feuerwehr ist sicher, dass es sich um Brandstiftung handelt.
Das Ende korrigieren – Die Auflösung von Das geheime Fenster
Mort setzt Karsch auf seinen Nachbarn an. Dieser hat ihn mit Shooter zusammen gesehen und könnte ein wichtiger Zeuge sein. Doch Mort verschläft das vereinbarte Treffen und findet Karsch und seinen Nachbarn ermordet vor. Shooter behauptet, dass er Indizien platziert hat, die Mort mit den Morden in Verbindung bringen, also beseitigt dieser die Leichen. In einem letzten Treffen will Mort Shooter das Original seiner Geschichte zeigen, welches Karsch beim Verlag angefordert hat. Doch die entscheidenden Seiten fehlen und Mort begreift die Wahrheit: John Shooter existiert nicht als eigenständige Person. Mort hat eine Persönlichkeitsspaltung entwickelt und ist selbst für die Morde verantwortlich. Die Shooter-Persönlichkeit übernimmt vollends die Kontrolle und Mort tötet Amy und Ted. Damit setzt er das Ende der Geschichte um, die Shooter geschrieben hat. Da die Polizei die Leichen von Ted und Amy nicht finden kann, sind Mort die Taten nicht nachzuweisen.
Der Farmer aus Mississippi – Der Mindfuck von Das geheime Fenster
Der Mindfuck von Das geheime Fenster besteht vor allem in der Verschleierung von Morts gespaltener Persönlichkeit. Der Zuschauer teilt Morts Wahrnehmung der Welt und hält Shooter für real. Dass niemand sonst Shooters Existenz bestätigen kann, überrascht nicht. Schließlich ist Shooter ein Stalker, der es darauf anlegt, im Verborgenen zu bleiben. Außerdem sieht der Zuschauer ja sehr früh im Film, dass Morts Nachbar Shooter zu sehen scheint: Im Vorbeifahren winkt er Shooter und Mort zu und Shooter winkt zurück. Erst spät wird klar, dass nur Mort zu sehen war.
Dabei gibt es durchaus Anzeichen dafür, dass der Film Morts Wahrnehmung abbildet und dass mit dieser etwas nicht stimmt.
- Von Beginn an ist Morts Stimme im Voice-Over zu hören. Offenbar führt er stumme Selbstgespräche – ein Hinweis auf seine Persönlichkeitsspaltung.
- Immer wieder werden Morts Alpträume gezeigt. Oft handelt in dieser Zeit die Shooter-Persönlichkeit und Mort bemerkt dies nicht.
- Als Mort glaubt, dass eine Person in sein Haus eingedrungen ist, zerstört er schließlich seinen Badezimmerspiegel, weil es sein Spiegelbild für den Eindringling hielt.
- Mort ist Schriftsteller – ein Beruf, der eine lebendige Phantasie voraussetzt.
Diese Hinweise sind jedoch für die meisten Zuschauer nicht stark genug, um an Shooters Existenz zu zweifeln.
Fazit
Das geheime Fenster bietet eine nette Mindfuck-Variante, die zwar nicht ganz neu, aber auch noch nicht vollkommen abgenutzt ist. Die Umsetzung gelingt gut und Johnny Depp und John Turturro zeigen gute Leistungen. Für den ganz großen Wurf fehlt allerdings das gewisse Etwas in der Geschichte. Alles ist solide und überdurchschnittlich und doch fällt es schwer, konkrete Vorzüge von Das geheime Fenster herauszuheben. So bleibt es bei einem unterhaltsamen Mindfuck, der es nicht in die absolute Spitze schafft.
Weiterführende Links
Das geheime Fenster bei www.imdb.com
Das geheime Fenster bei www.rottentomatoes.com
Filme wie Das geheime Fenster
A beautiful Mind (USA 2001, Ron Howard)
Angel Heart (Großbritannien/Kanada/USA 1987, Alan Parker)
Black Swan (USA 2010, Darren Aronofsky)
Das letzte Problem (Österreich 2019, Karl Markovics)
Dédales (Frankreich/Belgien 2003, René Manzor)
Der Fluch der 2 Schwestern (USA/Kanada/Deutschland 2009, The Guard Brothers)
Enemy (Kanada/Spanien/Frankreich 2013, Denis Villeneuve)
Fight Club (USA/Deutschland 1999, David Fincher)
Hide and Seek (USA/Deutschland 2005, John Polson)
High Tension (Frankreich/Italien/Rumänien 2003, Alexandre Aja)
Ich seh, ich seh (Österreich 2014, Severin Fiala, Veronica Franz)
Identität (USA 2003, James Mangold)
Revolver (Frankreich/Großbritannien 2005, Guy Ritchie)
Stereo (Deutschland 2014, Maximilian Erlenwein)
The Machinist (Spanien/USA 2004, Brad Anderson)
The Ward (USA 2010, John Carpenter)
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Bildnachweis: Quelle aller Bilder ist Sony Pictures Home Entertainment, DVD: Das geheime Fenster. Die Verwendung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.
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Sorry, aber die Handlung dieses Films ist vielmehr schlecht als recht! Wer sich die Augen nicht satt sehen kann am Star Johnny Depp, kommt hier klar auf seine Rechnung. Aber das war’s dann auch schon, mehr als ein einigermassen gut gemachter 0815 Krimi mit absolut nicht nachvollziehbarer Schizophrenie des Protagonisten Mort Rainey (Johnny Depp). Von mir gibts für die Handlung jedenfalls nur 1 Sterchen.