Mindfuck-Level: Fortgeschrittener
Das Kino ist von Verbrechern fasziniert. Ob es um den bedrohlichen Superschurken, den Dieb mit dem Herz aus Gold oder den kaltblütigen Killer geht: Ohne Kriminelle sind ganze Genres wie Thriller oder Actionfilm kaum denkbar. Eine der klassichen Erzählformen ist der Heist Movie, in dem ein Team aus kriminellen Spezialisten das ganz große Ding drehen will. In den Strukturen ist Die üblichen Verdächtigen (Originaltitel: The Usual Suspects) von Bryan Singer dem Heist Movie durchaus ähnlich. Doch in Singers Film kommt es schließlich doch ganz anders, als man denkt – dank einem der beeindruckendsten Mindfuck-Enden der Filmgeschichte.
Ungewöhnliche Partner
Im Hafen von San Pedro ist nach einer Schießerei ein Schiff explodiert. Nur zwei Personen haben überlebt: ein ungarischer Matrose, der mit schweren Verletzungen im Krankenhaus liegt, und der Trickbetrüger Verbal Kint (Kevin Spacey). Kint wird durch einen Deal sehr milde davonkommen. Doch vorher muss er dem Zollinspektor Kujan (Chazz Palminteri) noch einmal seine Geschichte erzählen. Bei einer polizeilichen Gegenüberstellung vor einigen Wochen wurde er mit den Kriminellen Keaton (Gabriel Byrne), Hockney (Kevin Pollack), McManus (Stephen Baldwin) und Fenster (Benicio Del Toro) zusammengebracht.
Zusammen schmiedeten die fünf Verbecher einen Plan, um korrupte Polizisten zu überfallen und sich so an der Polizei zu rächen. Sie hatten Erfolg und verkauften Ihre Beute an einen Hehler in Los Angeles. Der Hehler vermittelte ihnen einen weiteren Coup, der jedoch nicht problemlos verlief, und dadurch gerieten sie an den zwielichtigen Kobayashi (Pete Postlethwaite), der behauptete für den legendären Verbrecher Keyser Soze zu arbeiten. Da alle fünf Beteiligten in der Vergangenheit unbewußt Sozes Pläne durchkreuzt hatten, sah Soze sie nun in seiner Schuld. Er verlangte von ihnen einen Überfall auf ein mit Drogen beladenes Schiff.
Die ganze Wahrheit – Das Ende von Die üblichen Verdächtigen
Fenster versuchte sich abzusetzen und wurde von Sozes Handlangern getötet. Also überfielen Keaton, Hockney, McManus und Kint das Schiff. Die Drogendealer konnten Sie ausschalten, doch nacheinander wurden Hockney, McManus und Keaton Opfer eines mysteriösen Angreifers. Kujan weiß inzwischen warum: Auf dem Schiff befanden sich keine Drogen, sondern ein Kronzeuge, der die Identität des mysteriösen Soze aufdecken wollte. Kujan setzt Verbal mehr und mehr unter Druck und stellt die Theorie auf, dass Keaton in Wirklichkeit Soze ist. Verbal bricht zusammen und gibt zu, dass dies möglich sein könnte. Am Ende des Verhörs wird Verbal in die Freiheit entlassen. Kurz darauf stellt Kujan bestürzt fest, dass viele Details aus Verbals Geschichte auf Namen und Orten beruhen, die er im Verhörzimmer aufgeschnappt hat. Basierend auf der Beschreibung des schwer verletzten Matrosen trifft ein Phantombild von Soze ein: Es ist Verbal Kint, doch Kujan kann ihn auf der Straße nicht mehr wiederfinden.
Was von der Wahrheit bleibt – Der Mindfuck von Die üblichen Verdächtigen
Die lügenden Rückblenden, in denen Kint die Geschichte erzählt, sind nicht die ersten der Filmgeschichte. Eine vergleichbare Tragweite der Lügen ist jedoch äußerst selten. Schließlich muss auf den ersten Blick Verbals gesamte Aussage in Frage gestellt werden. Allerdings nur auf den ersten Blick: Schließlich wird eigentlich nur nachgewiesen, dass Verbal sich zahlreiche kleine Begebenheiten ausgedacht hat, mit denen er seine Geschichte ausgeschmückt hat. Große Teile der Haupthandlung um die fünf Verbrecher werden auch durch andere Zeugen und die allgemeinen Ermittlungen bestätigt. Nur wenige der gezeigten Bilder sind zweifelsfrei falsch und die meisten davon basieren auf Kujans Wiedergabe der Theorie, dass Keaton Keyser Soze ist.
Das ändert natürlich nichts an der Überraschung, dass der vorgeblich schwächste Charakter in Wirklichkeit der gefährlichste Verbrecher ist. Kint wird fast durchgehend als bemitleidenswert und gegenüber Kujan unterlegen dargestellt – nicht nur durch die Handlung, sondern auch durch zahlreiche Kameraeinstellungen, die auf Verbal ‚herabblicken‘. So bleibt Verbal für viele Zuschauer sogar dann der Sympathieträger, wenn er sich als kaltblütiger und psychopathischer Verbrecher herausstellt.
Fazit
Die üblichen Vedächtigen ist absolutes Mindfuck-Pflichtprogramm. Kevin Spacey katapultierte sich mit seiner Darstellung des Verbal Kint in Hollywoods erste Reihe und sicherte sich einen Oscar als bester Nebendarsteller. Auch die übrigen Darsteller liefern starke Leistungen ab. Die Geschichte hält das Zuschauerinteresse konstant hoch und mündet in einem Plot Twist, der einschlägt wie kaum ein anderer. Unbedingt anschauen!
Weiterführende Links
Die üblichen Verdächtigen bei www.imdb.com
Die üblichen Verdächtigen bei www.rottentomatoes.com
Filme wie Die üblichen Verdächtigen
Basic (USA/Deutschland 2003, John McTiernan)
Das Cabinet des Dr. Caligari (Deutschland 1920, Robert Wiene)
Der unsichtbare Gast (Spanien 2016, Oriol Paulo)
Die rote Lola (USA/Großbritannien 1950, Alfred Hitchcock)
Spider (Kanada/Großbritannien/Frankreich 2002, David Cronenberg)
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Bildnachweis: Erstellt unter der Verwendung von Octicons-star (Copyright © GithHub, MIT-Lizenz)
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