Mindfuck-Level: Experte
Fear X – in der deutschen Fassung noch mit dem überflüssigen Untertitel „Im Angesicht der Angst“ versehen – markiert nach eigenen Angaben den Tiefpunkt der Regisseur-Karriere von Nicolas Winding Refn. Er gibt selbst zu, dass der Film künstlerisch nicht funktioniert habe und stand nach dem Misserfolg von Fear X vor dem finanziellen Ruin. In Deutschland kam der Film gar nicht erst in die Kinos und wurde erst auf DVD veröffentlicht, als sich Winding Refn mit Filmen wie Drive einen Namen gemacht hatte. Aber was ist nun dran an diesem angeblichen Fehlschlag? Ist Fear X tatsächlich so schlecht wie sein Ruf?
Obsession
Harry (John Turturro) arbeitet als Sicherheitsbeamter in einem Einkaufszentrum. Seit seine schwangere Frau Kate (Deborah Kara Unger) dort erschossen wurde, ist er besessen von dem Gedanken, die Tat aufzuklären. Immer wieder studiert er grobkörnige Überwachungsvideos, ohne dass er dem Täter näher kommt. Im Haus gegenüber von seinem findet Harry schließlich Hinweise auf eine kleine Stadt in Montana. Dort hofft er den Täter zu finden und von ihm zu erfahren, warum seine Frau sterben musste.
Erlösung? – Das Ende von Fear X
Harry mietet sich in einem Hotel ein und beginnt in der Stadt herumzufragen. So erfährt der Mörder schnell, dass Harry nach ihm sucht. Es handelt sich um Peter (James Remar), einen Polizisten, der im Einkaufszentrum einen korrupten Kollegen ermordet hat. Kate musste lediglich sterben, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Peter arrangiert ein Treffen mit Harry in dessen Hotel, um herauszufinden, was er weiß. Harry erzählt seine Geschichte und erkennt, dass er Kates Mörder vor sich hat. Als er Peter nach dem Grund von Kates Tod fragt, schießt dieser Harry an. Harry flüchtet sich in den Hotelfahrstuhl, fährt aber doch wieder zurück in die Etage, wo er Peter zurückgelassen hat. Im Krankenhaus kommt Harry wieder zu sich, davon überzeugt, Peter getötet zu haben. Doch die Polizei hat keinen Anhaltspunkt für ein Verbrechen gefunden – auch nicht auf den Überwachungsvideos – und lässt Harry gehen.
Schuld und Sühne? – Der Mindfuck von Fear X
Fear X wurde für sein enttäuschendes Ende hart kritisiert. Doch viel interessanter ist die Frage, was eigentlich vorher passiert ist. Nach Angaben der Polizei ist auf den Überwachungsvideos kein Anhaltspunkt für ein Verbrechen zu sehen. Auch Harrys vermeintliche Schusswunde scheint nicht zu existieren, denn sie allein wäre schon Grund für Ermittlungen. Also ist wahrscheinlich, dass die Konfrontation zwischen Harry und Peter nur in Harrys Kopf stattgefunden hat. Das würde auch zumindest einige der surrealen Bilder erklären, die sich durch den Film ziehen. Entsprechend scheint Harry aus seiner Besessenheit heraus ein Narrativ konstruiert zu haben, das dem Tod seiner Frau einen Sinn gibt: Der Täter bereut. Er hat für eine gute Sache gehandelt und Kate hat nichts Falsches getan. Vielleicht überdeckt Harry damit sogar eine eigene Schuld, doch hier ist die Indizienlage eher dünn.
Fazit
In Fear X geht es keineswegs um Angst, sondern um die Verarbeitung des Unvorstellbaren. John Turturro spielt minimalistisch einen gebrochenen, besessenen Mann und die Kombination aus beeindruckenden Bildern und reduziertem Soundtrack weiß gerade in der zweiten Filmhälfte zu überzeugen. Allerdings schreitet die Handlung in diesem ohnehin schon sehr kurzen Film geradezu unerträglich langsam voran. Das sorgt zusammen mit dem unklaren, leicht enttäuschenden Ende dafür, dass Fear X bei vielen Zuschauern nicht gut ankommt. So bleibt das Gefühl zurück, dass mehr möglich gewesen wäre.
Weiterführende Links
Fear X bei www.imdb.com
Fear X bei www.rottentomatoes.com
Ausführliche Analyse von Fear X auf offscreen.com
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Bildnachweis: Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Tiberius Film
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