Mindfuck-Level: Anfänger
1971 wurde das Theaterstück Sleuth mit dem Tony-Award ausgezeichnet. Daher war es naheliegend, das Stück unter dem Titel Mord mit kleinen Fehlern (Originaltitel: Sleuth) zu verfilmen. Mord mit kleinen Fehlern war der letzte Film des bekannten Regisseurs Joseph L. Mankiewicz und ist einer der seltenen Filme, für den beide Hauptdarsteller eine Oscarnominierung für die beste männliche Hauptrolle erhielten. Die Kombination von – sanftem – Mindfuck und Starkino ist gerade für die Zeit vor 1990 äußerst selten und so verdient Mord mit kleinen Fehlern erst recht große Aufmerksamkeit.
Betrug und Ehebruch
Der Kriminalautor Andrew Wyke (Laurence Olivier) hat den Friseur Milo Tindle (Michael Caine) auf sein abgelegenes Landhaus eingeladen. Andrew und seine Frau Marguerite leben getrennt und Milo ist ihr aktueller Liebhaber. Andrew selbst hat ebenfalls eine Geliebte, Thea, und so begegnen sich die beiden Männer zumindest vordergründig wie Gentlemen. Andrew macht Milo einen Vorschlag: Um den teuren Lebensstil von Marguerite zu finanzieren, soll Milo Schmuck aus Andrews Haus stehlen. Während Milo den Schmuck verkaufen kann, würde Andrew von seiner Versicherung entschädigt. Milo akzeptiert den Vorschlag und macht sich mit Andrews Unterstützung ans Werk. Durch Andrews schriftstellerische Kreativität und seine Leidenschaft für Spiele aller Art wird der vorgetäuschte Einbruch zu einer Art Abenteuerspiel für die beiden. Das Spiel endet abrupt, als Andrew eine Waffe zieht. Er kündigt an, Milo zu erschießen. Durch die Spuren des Einbruchs würde es wie Notwehr aussehen. Er drückt tatsächlich ab und Milo geht zu Boden.
Blut und Spiele – Das Ende von Mord mit kleinen Fehlern
Ein paar Tage später erhält Andrew Besuch von Inspektor Doppler. Milo gilt als verschwunden und Doppler wurde von den Spuren zu Andrews Haus geführt. Andrew muss schließlich zugeben, dass Milo ihn besucht hat. Die Geschehnisse rund um den Einbruch tut er als Scherz ab. Er habe nur mit Platzpatronen geschossen und Milo sei vor Schreck ohnmächtig geworden. Dennoch findet Doppler Blutspuren und verschiedene andere Hinweise für einen Mord.
Erst als der entsetzte Andrew überzeugt ist, dass ihm die Verhaftung und eine lange Gefängnisstrafe drohen, wird er aufgeklärt: Inspektor Doppler ist in Wirklichkeit der verkleidete Milo. Dieser ist tatsächlich nicht tot, weil Andrew nur mit Platzpatronen auf ihn geschossen hat. Milo glaubt aber nicht, dass Andrew und er nun quitt sind. Er überzeugt Andrew davon, dass er dessen Geliebte Thea getötet hat. Im Haus sind Beweise platziert, die Andrew belasten. Andrew muss diese in 15 Minuten finden und vernichten, bevor die Polizei eintrifft. Als Andrew in großer Hektik die Beweise zerstört hat, löst Milo auf. Auch dies war nur ein Spiel, bei dem ihm Thea bereitwillig geholfen hat. Zudem hat sie Milo erzählt, dass Andrew inzwischen so gut wie impotent ist und damit als Liebhaber nichts mehr taugt. Diese erneute Demütigung ist zu viel für Andrew. Er erschießt Milo diesmal wirklich. Genau in diesem Moment fährt die Polizei auf Andrews Grundstück vor.
Spielerische Demütigung – Der Mindfuck von Mord mit kleinen Fehlern
Schon die Einrichtung von Andrews Haus zeigt es an: Hier wohnt ein Mensch, der gerne spielt. Das Ausmaß dieser Spiele begreift der Zuschauer aber erst nach und nach. Als sich Milo dann in die immer weiter eskalierenden Täuschungen mit hineinziehen lässt, steht der Zuschauer wieder und wieder vor der Frage, ob er den Aussagen der beiden Figuren trauen soll oder nicht. Zunächst dürfte es kaum Zuschauer geben, die an Milos Tod am Ende des ersten Aktes zweifeln. Sogar der potentielle Milo-Darsteller Alan Bates lehte die Rolle ab: Er sah den ersten Akt des zugehörigen Theaterstücks, hielt Milo für tot und verließ das Theater. Anschließend begründete er seine Ablehnung damit, dass ihm die Rolle des Mordopfers zu klein sei.
Mord mit kleinen Fehlern treibt den Mindfuck um die verschiedenen Spiele und Täuschungen ziemlich weit. Im Vorspann werden für die Umsetzung der Täuschung sogar fiktive Schauspieler für die verschiedenen von Milo beziehungsweise Michael Caine dargestellten Figuren genannt. Entsprechend liegt es ab der zweiten Täuschung am Misstrauen des Zuschauers, wie oft er sich durch den Film täuschen lässt.
Fazit
Da Mord mit kleinen Fehlern ein Theaterstück als Grundlage hat, ist der Film recht textlastig. Es ist trotzdem – oder gerade deswegen – eine Freude, zwei großartigen Schauspielern bei der Arbeit zuzusehen. Beide bringen die pointierten Dialoge mit spielerischer Leichtigkeit rüber und haben sichtlich Spaß an der Sache. Auch die Handlung um die immer mehr aus dem Ruder laufenden Spiele zweier Männer, die einfach nicht verlieren können übt eine große Faszination aus. Der Mindfuck ist leicht verständlich, allerdings für Fortgeschrittene womöglich nicht komplex genug. In jedem Fall ist Mord mit kleinen Fehlern wesentlich besser als sein Remake 1 Mord für 2 aus dem Jahr 2007 und insgesamt durchaus einen Filmabend wert.
Weiterführende Links
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