Mindfuck-Level: Fortgeschrittener
Während des Zweiten Weltkriegs zählte Spanien zu den Ländern, die sich offiziell neutral verhielten. Zwar dürften sich Hitler und Franco ideologisch recht nahe gestanden haben, doch in den Krieg ließ sich Franco nicht hineinziehen. Seine Truppen wurden im eigenen Land noch benötigt. Zwar war der spanische Bürgerkrieg durch Francos Machtübernahme offiziell beendet, doch seine Truppen führten nun „Säuberungen“ gegen Regimekritiker durch und mussten sich teilweise mit Rebellen auseinandersetzen. In dieser Phase der spanischen Geschichte, welche in Deutschland eher selten in den Vordergrund rückt, spielt die Handlung von Pans Labyrinth (Originaltitel: El laberinto del fauno) von Guillermo del Toro. Die Schrecken des Krieges kombiniert der mexikanische Regisseur mit einer märchenhaften Handlung und faszinierenden Mindfuck-Elementen.
Es war einmal…
In Spanien, ein paar Jahre nach der Machtübernahme der Faschisten, ist Hauptmann Vidal (Sergi López) damit betraut, Widerstandskämpfer auszuschalten. Er holt auch seine schwangere Frau und Ofelia (Ivana Baquero), ihre Tochter aus erster Ehe, zu sich in die Mühle, die ihm und seinen Truppen als Basis dient. Ofelia bemerkt ein Wesen, welches sie für eine Fee hält und folgt ihr in ein Labyrinth hinter der Mühle. Dort trifft sie auf einen Pan (Doug Jones), ein Fabelwesen, das behauptet, Ofelia sei eine verschollene Prinzessin aus dem Märchenland. Um zu beweisen, dass sie noch würdig ist, muss sie drei Prüfungen meistern. Zuerst rettet sie einen alten Baum vor der Kröte, die sich unter ihm eingenistet hat. Als Ofelias Mutter große gesundheitliche Probleme bekommt, übberreicht der Pan Ofelia eine Alraune, welche die Mutter heilen soll. Tatsächlich geht es ihr bald besser und Ofelia geht ihre zweite Prüfung an. Sie kann zwar wie gewünscht einen Dolch stehlen, doch sie missachtet die Anweisung, nichts von den herumliegenden Köstlichkeiten zu essen. Für diesen Ungehorsam wendet der Pan sich von ihr ab.
Und wenn sie nicht gestorben sind… – Das Ende von Pans Labyrinth
Als der Hauptmann die Alraune entdeckt und Ofelias Mutter die Pflanze verbrennt, setzen die Wehen ein. Sie bringt einen Jungen zur Welt, stirbt aber selbst bei der Geburt. Während sich der Konflikt zwischen Faschisten und Widerstandskämpfern zuspitzt, kehrt der Pan zu Ofelia zurück. Sie erhält eine letzte Chance und soll ihren Bruder ins Labyrinth bringen. Als Ofelia dies versucht, bricht die entscheidende Schlacht los. Sie bringt ihren Bruder zum Pan und soll sein Blut vergießen, um das Tor in die andere Welt zu öffnen. Doch Ofelia weigert sich und wird vom Hauptmann erschossen. Währenddessen ist die Schlacht für seine Truppen verloren gegangen und auch der Hauptmann wird von den Rebellen erschossen. Das Blut der sterbenden Ofelia benetzt die Treppen des Labyrinths und sie kann als Prinzessin in das Märchenreich zurückkehren. Oder ist dies nur ihre tröstende Phantasie, während sie in Wirklichkeit im Labyrinth stirbt?
(Nicht) Märchenhaft – Der Mindfuck von Pans Labyrinth
Der Mindfuck von Pans Labyrtinth dreht sich um die Frage, ob Ofelia wirklich eine Prinzessin aus dem Märchenland ist oder nur ein unglückliches Kind mit einer blühenden Phantasie. Eine ganz eindeutige Antwort gibt der Film nicht, doch eine Tendenz lässt sich ablesen: Die erste und letzte Szene des Films zeigt jeweils die sterbende Ofelia im Spanien von 1944. Durch ihre Position am Anfang und Ende des Films haben diese Szenen einen besonderen Stellenwert und scheinen den Rahmen der filmischen Realität zu etablieren.
Bei genauem hinsehen fällt zudem auf, dass die erste Szene des Films rückwärts abläuft: Das Blut der verletzten Ofelia fließt scheinbar wieder in ihre Nase hinein. Anschließend erfolgt ein starker Zoom in Ofelias Augen. Dadurch bietet sich die Deutung an, dass Ofelia wirklich tragisch ums Leben gekommen ist und sich im Sterben liegend eine tröstende Geschichte ausdenkt, die ihrem Tod einen tieferen Sinn gibt. Der Zoom legt den Eintritt in ihre Gedankenwelt nahe.
Dagegen spricht jedoch eine Aussage des Regisseurs selbst: Guillermo del Toro soll die reale Existenz der Märchenwelt in einem Interview bestätigt haben. Demnach wäre Ofelia durch ihren Tod in der Realität tatsächlich in eine bessere Welt übergetreten. Aussagen von Regisseuren sind in solchen Zusammenhängen jedoch nicht mit absoluten Wahrheiten zu verwechseln.
Fazit
Pans Labyrinth überzeugt mit wunderschönen Bildern und Ideen, einem hervorragenden Fiesling und einer Geschichte, die einen auch nach dem Film nicht loslässt. Die Verwischung der Grenzen von brutaler Kriegs-Realität und einer Märchenwelt, in der grausame Wesen, Täuschung und Brutalität durch die Rahmung abgeschwächt werden, kann voll überzeugen. Dementsprechend ist Pans Labyrinth uneingeschränkt empfehlenswert.
Weiterführende Links
Pans Labyrinth bei www.imdb.com
Pans Labyrinth bei www.rottentomatoes.com
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Bildnachweis: Alle Bilder auf dieser Seite © capelight pictures. Die Verwendung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.
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