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Reality XL

Allmachtsphantasien
Unsere Bewertung
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[Anzahl der Stimmen: 4 Durchschnitt: 4.3]

Mindfuck-Level: Fortgeschrittener

Manche Filme sind einfach eine Herzensangelegenheit. So muss es Regisseur Thomas Bohn und seinen Schauspielern bei Reality XL ergangen sein. Bohn finanzierte den Film mit 90.000 € aus seinem Privatvermögen komplett selbst und die Darsteller stimmten zu, nur eine Gewinnbeteiligung und keine feste Gage zu erhalten. Daher verwundert es nicht, dass Reality XL eine klare Botschaft sendet – auch wenn sie in mehrere Lagen Mindfuck verpackt ist.

Was ist passiert?

Der im Rollstuhl sitzende Professor Carus (Heiner Lauterbach) muss von dem Staatsanwalt Spector (Max Tidorf) und der Inspektorin Dekkers (Annika Blendl) verhört werden. Er arbeitet im Kernforschungszentrum CERN und dort hat es einen Zwischenfall gegeben. Zusammen mit Carus traten 23 andere Personen den Dienst zur Nachtschicht an. Doch Carus hat als Einziger das Labor wieder verlassen, seine Kollegen sind spurlos verschwunden. Das Gespräch wird durch den Protokollanten Antoine (Godehard Giese) in allen Einzelheiten festgehalten. Im Verhör behauptet Carus, eine unfassbare Entdeckung gemacht zu haben: Materie besteht aus Wellen, die dem Willen des Betrachters unterworfen sind. Somit könne er die Materie beeinflussen. Um seine Theorie zu beweisen, habe er die Wissenschaftler verschwinden lassen.

Wer hat die Macht? – Das Ende von Reality XL

Die Auflösung von Reality XL

Um seine Theorie zu beweisen, bringt Carus zunächst einen Kugelschreiber zum Schweben. Dann redet er einen Asthmaanfall von Spector herbei, woraufhin dieser leblos zusammenbricht. Carus erhebt sich aus seinem Rollstuhl, macht sich Dekkers durch seinen Willen gefügig und zwingt sie, mit ihm zu tanzen. Doch dann erhebt sich Spector wieder und beendet die Scharade. Carus kann die Dinge um ihn herum nicht kontrollieren. Er ist selbst während der rätselhaften Nachtschicht gestorben – im Gegensatz zu seinen Kollegen. Nun befindet sich Carus in einer Zwischenwelt, wo er von Spector und Dekkers auf seinen Charakter untersucht wurde. Dafür wurde ihm scheinbare Macht zugestanden, aber Carus scheint den Test nicht bestanden zu haben. Carus begreift, dass ihn nun ein unangenehmes Los erwartet und wacht auf: Alles war nur ein Traum und Carus beginnt, über seinen Charakter nachzudenken. In der letzten Einstellung sieht man, wie Antoine weiterhin Dinge auf seinem Computer notiert. Diesmal sind es die vermeintlichen Gedanken des Zuschauers.

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Plot Twist XL – Der Mindfuck von Reality XL

Analyse des Mindfuck von Reality XL

In seinem Verlauf erscheint Reality XL zwar seltsam und verwirrend, doch der größte Teil des Mindfuck ergibt sich durch einen vierteiligen, ineinander verschachtelten Plot Twist.

  1. Unbewusster Tod: Carus ist eigentlich schon vor Beginn der Filmhandlung gestorben und das Geschehen spielt sich nicht in der Realität ab. Da Carus Tod nicht im Bild dargestellt wird, ist er leicht zu verschleiern.
  2. Set-up Twist: Carus wird von einer göttlichen Instanz auf die Probe gestellt. Er besitzt nicht selbst die Macht, alles ist nur so inszeniert, dass er selbst diesen Eindruck hat. Aufmerksamen Zuschauern fällt schon früher auf, dass Carus nicht die volle Kontrolle besitzt, zum Beispiel wenn er vergeblich nach einem Ausgang sucht.
  3. Unmarkierter Traum: Carus hat den unbewussten Tod und den Set-up Twist nur geträumt. Tatsächlich wird er zu Filmbeginn in einer scheinbar zusammenhanglosen Szene in seinem Arbeitszimmer gezeigt. Hier muss er eingeschlafen sein, ohne dass der Film dies zeigt. Der Traum folgt dem klassischen Motiv eines läuternden Traums. Carus bekommt durch den Traum die Konsequenzen seines Handelns aufgezeigt. Dadurch weiß er, wie es mit ihm enden wird, wenn er sich nicht ändert und erhält eine Art zweite Chance.
  4. Metaleptische Grenzüberschreitung: Obwohl er zur Erzählung und nicht zur Realität außerhalb des Films gehört, scheint Antoine in der letzten Szene dem Zuschauer in den Kopf schauen zu können. Dadurch wird er als eine Art Gott inszeniert.

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Fazit

Was den Mindfuck angeht, bietet Reality XL eher Masse als Klasse. Die vorhergehende Handlung mutet sehr seltsam an und auch die verschiedenen Wendungen können dies nicht mehr geraderücken. Die Plot Twists kommen in schneller Folge, so dass keiner von ihnen große Wirkung entfalten kann. Der moralisierende Unterton des höchst wissenschaftskritischen Films wird einigen Zuschauern zusätzlich sauer aufstoßen. So bleibt von einer eigentlich spannenden Ausgangssituation nicht viel übrig. Schade, denn so hat Reality XL eine große Chance liegen gelassen.

Reality XL bei www.imdb.com
Rezension zu Reality XL bei Moviejones

Filme wie Reality XL

Filme mit ähnlichem Mindfuck wie Reality XL

Set-up Twist
Black Butterfly (Spanien/USA/Italien2017, Brian Goodman)
Die Unfassbaren – Now You See Me (Frankreich/USA 2013, Louis Leterrier)
Die Unfassbaren 2 (Großbritannien/China/Kanada/USA 2016, Jon M. Chu)
Nine Queens (Argentinien 2000, Fabián Bielinsky)
Oldboy (Südkorea 2003, Park Chan-wook)
Shutter Island (USA 2010, Martin Scorsese)
The Game (USA 1997, David Fincher)
The Illusionist (USA/Tschechische Republik 2006, Neil Burger)
Trance – Gefährliche Erinnerung (Großbritannien/USA/Frankreich 2013, Danny Boyle)
Wild Things (USA 1998, John McNaughton)

Träume und Halluzinationen
Babycall (Norwegen/Deutschland/Schweden 2011, Pål Sletaune)
Black Butterfly (Spanien/USA/Italien2017, Brian Goodman)
Breaking Dawn 2 (USA 2012, Bill Condon)
Chasing Sleep (Kanada/USA/Frankreich 2000, Michael Walker)
Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Frankreich 1972, Luis Bunuel)
Ekel (Großbritannien 1965, Roman Polanski)
Fear and Loathing in Las Vegas (USA 1998, Terry Gilliam)
Living in Oblivion (USA 1995, Tom DiCillo)
One Way Trip (Schweiz/Österreich 2011, Markus Welter)
Phantasm – Das Böse (USA 1979, Don Coscarelli)
Sh! The Octopus (USA 1937, William C. McGann)
Shrooms (Irland/Großbritannien/Dänemark 2007, Paddy Breathnach)
Susan’s Plan (USA 1998, John Landis)
The Brown Bunny (USA/Japan 2003, Vincent Gallo)
The Dark Hours (Kanada 2005, Paul Fox)
The Heart of the Warrior (Spanien 1999, Daniel Monzón)
The Perfection (USA 2018, Richard Shepard)
Traum ohne Ende (Großbritannien 1945, Alberto Cavalcanti, Charles Crichton, Basil Dearden, Robert Hamer)

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Bernd Leiendecker
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