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Reeker

Müffelndes Monster und ausgelutschter Plot Twist
Unsere Bewertung
Eure Bewertung
[Anzahl der Stimmen: 4 Durchschnitt: 2.3]

Mindfuck-Level: Fortgeschrittener

Kino ist ein audiovisuelles Medium, es spricht also sehen und hören als wichtigste Sinne an. Trotzdem geht es im Horrorfilm Reeker von Dave Payne vermehrt um den Geruchssinn. Die jugendlichen Protagonisten des Films bekommen es mit einem Monster zu tun, das sich vor allem durch seinen bestialischen Gestank ankündigt.

Mitten im Nirgendwo

Die fünf College-Studenten Jack, Nelson, Trip, Gretchen und Cookie bilden eine Fahrgemeinschaft, weil sie alle zum Area-52-Rave wollen. Als Fahrerin Gretchen jedoch erfährt, dass Trip große Mengen Extasy bei sich trägt, die er zuvor einem Dealer gestohlen hat, fährt sie zur letzten Raststätte zurück und möchte Trip dort zurücklassen. Im Gegensatz zu ihrem ersten Besuch an der Raststätte kurz zuvor, ist diese nun völlig verwaist. Gretchens Auto springt nicht mehr an, also beschließen die fünf Studenten, die Nacht im Motel der Raststätte zu verbringen.

Immer wieder zeigt die Kamera verstümmelte Menschen, die jedoch nur dann sichtbar zu sein scheinen, wenn die Hauptfiguren nicht hinschauen. Ein zusätzliches Problem befürchtet Trip, denn der Dealer hat seinen Diebstahl inzwischen bemerkt. Schließlich tritt der Reeker auf den Plan: ein übelriechendes Monster, das die meiste Zeit unsichtbar ist und sich nur durch seinen Gestank und ein Wabern in der Luft bemerkbar macht. Einer nach dem anderen fallen die Studenten seinen Angriffen zum Opfer.

Augen auf im Straßenverkehr – Das Ende von Reeker

Handlungsverlauf und Plot Twist von Reeker

Zunächst wird Trip außer Gefecht gesetzt, dann tötet der Reeker Cookie und Nelson. Trip kann noch einmal eingreifen und rettet Gretchen (Tina Illman) und dem blinden Jack (Devon Gummersall) das Leben, wird dabei aber ebenfalls getötet. Schließlich kann Gretchen sich und den schwer verletzten Jack retten, indem sie absichtlich einen Autounfall herbeiführt, während der Reeker auf dem fahrenden Wagen herumklettert. Nun stellt sich jedoch heraus, was wirklich geschehen ist. Bereits vor ihrer Rückkehr zur Raststätte hatten die fünf Studenten einen Autounfall, bei dem Trip, Nelson und Cookie getötet wurden. Durch den Unfall landeten die fünf in einer Art Zwischenwelt. Die Geschehnisse um den Reeker waren nicht real, doch die Verletzungen, die der Reeker seinen Opfern beigebracht hat, stimmen mit den Verletzungen der Unfallopfer überein. Gretchen und Jack konnten den Reeker besiegen und überlebten so auch den Autounfall.

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Same procedure as every year – Der Mindfuck von Reeker

Analyse des Mindfuck von Reeker, Nennung von Vorgängerfilmen

Die Hauptfiguren des Films sind also fast die ganze Zeit schon tot oder ringen noch um ihr Leben. Grund dafür ist ein Autounfall, der sich früh im Film ereignet hat. In einer Art Prolog zeigt der Film zunächst das Schicksal einer kleinen Familie, der es ähnlich ergeht. Hier ist die gefährliche Situation im Straßenverkehr recht deutlich zu sehen. Bei dem Unfall der fünf Studenten deutet wenig darauf hin, dass gerade eine Gefahr droht. Ein Flirren der Luft deutet jedoch darauf hin, dass gerade etwas passiert, was noch nicht erklärt werden kann.

Diese Form der Irreführung des Publikums war zwischen 2000 und 2008 sehr beliebt. Wohl in Anknüpfung an The Sixth Sense, der einen artverwandten Plot Twist aufwies, wurde fast jedes Jahr ein neuer Horrorfilm veröffentlicht, in dem die Protagonisten schon tot waren oder mit dem Tod kämpften, ohne dies zu bemerken. Insbesondere ein Autounfall war dabei ein gängiges Mittel, um die Hauptfiguren in diese Situation zu bringen – vor Reeker geschah dies mit wechselndem Erfolg schon in Soul Survivors, Dead End, The I Inside und Stay.

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Fazit

Mit der Originalität seines Plot Twists kann Reeker also nicht punkten, insbesondere da er der inzwischen eingeschliffenen Erzählweise wenig Originelles hinzufügt. Die Protagonisten sind insgesamt eher unsympathisch: Trip ist ein Dieb, auch Cookie hat kein Problem damit, Trip eine Extasy zu stehlen und Nelson sorgt sich mehr um seinen Auftritt als DJ als um die Opfer eines Verkehrsunfalls. Diese negativen Eigenschaften wären verschmerzbar, wenn der Film seine Figuren auch mit positiven Eigenschaften ausgestattet hätte. Dies gelingt aber nicht.

Zudem ist das Timing des Films eher schwach. Zunächst passiert lange Zeit recht wenig, was durch eingestreute Schockeffekte verdeckt wird. Dann findet der Reeker seine Opfer in so kurzer Folge, dass den Hauptfiguren kaum Zeit bleibt, sich zu orientieren. Und dann beginnt auch schon der Showdown. Leider wird dieser von Charakteren bestritten, die zuvor recht farblos blieben, so dass die Identifikation erschwert wird.

Eine letzte Schwäche von Reeker ist der Umgang mit Sinneswahrnehmungen, die für das Kino untypisch sind. Der Gestank des Reeker lässt sich nur durch die Reaktionen der Figuren erahnen und besonders in Szenen, in denen der blinde Jack sich einer Gefahr ausgesetzt sieht, weiß der Zuschauer viel mehr als Jack, weil er ja weiterhin sieht, was passiert. In einem Genre wie dem Horrorfilm, das auf Emotionen basiert, muss so ein großer Teil der Bedrohung in Gedanken konstruiert werden. So wird Distanz aufgebaut, die dem Film nicht guttut.

Insgesamt ist Reeker einfach kein guter Film. Gleichzeitig taugt er aber auch nicht als Trash-Film. Also macht lieber einen Bogen um Reeker. Wenn Euch die Grundsituation des Films und der damit verbundene Plot Twist interessieren, seid Ihr mit Dead End wesentlich besser bedient.

Zugegeben: Andere Rezensionen sehen Reeker positiver als ich. Family of Horror bewertet den Film durchschnittlich, während Digital Movie den Film als sehenswert bezeichnet und ihn gerade Einsteigern ins Horrorgenre empfiehlt.

Weiterführende Links

Reeker bei www.imdb.com
Reeker bei www.rottentomatoes.com

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Bernd Leiendecker
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