Mindfuck-Level: Experte
Bevor Guy Ritchie durch die Sherlock-Holmes-Filme ins Blockbuster-Kino wechselte, erarbeitete er sich seinen Ruf durch britische Gangster-Komödien (und seine Ehe mit Madonna). In Revolver versuchte Ritchie eine bewährte Gangsterfilm-Handlung mit Kabbala-Mystik anzureichern. Das Resultat ist ein komplexer Mindfuck mit Stärken und Schwächen.
Das große Spiel
Der Spieler Jake Green (Jason Statham) legt sich mit dem Gangsterboss Dorothy Macha (Ray Liotta) an. Macha hat den Tod von Jakes Schwägerin zu verantworten. Jake hat wegen dieser Tat sieben Jahre in Einzelhaft verbracht, ohne Macha zu belasten, und scheint nun auf Rache aus zu sein. Machas Versuch, Jake zu beseitigen, wird durch die beiden Kredithaie Zach (Vincent Pastore) und Avi (André Benjamin) verhindert. Sie zeigen Jake scheinbare Beweise, dass er krank ist und nur noch drei Tage zu leben hat. Im Austausch gegen all sein Geld und seinen bedingungslosen Gehorsam, wollen sie ihm helfen. Jake willigt ein und wird zu ihrem Gehilfen. Er erzählt ihnen davon, wie er von seinen beiden Zellennachbarn während der Einzelhaft die ultimative Formel gelernt hat, mit der er jedes Spiel gewinnen kann.
Neben ihrer Kredithai-Operation stehlen Avi und Zach eine große Menge Drogen, die Macha für die mysteriöse Unterweltgröße Sam Gold verwahrt. In der Folge provoziert dies einen Unterwelt-Krieg zwischen Machas Syndikat und dem asiatischen Gangsterboss Lord John.
Gewinner und Verlierer – Das Ende von Revolver
Macha kann den Konflikt mit Lord John für sich entscheiden, doch er weiß weiterhin nicht, wo sich die Drogen für Gold befinden. Avi und Zach machen Jake klar, dass er unter einer gespaltenen Persönlichkeit leidet und selbst Sam Gold ist. Jake bemüht sich, die Gold-Persönlichkeit zu unterdrücken und entschuldigt sich bei Macha, was diesen völlig aus dem Konzept bringt. Macha fordert schließlich eine persönliche Unterredung mit Gold. Als er zudem herausfindet, dass Jake die Drogen hat, lässt er dessen Nichte entführen. Bevor Jake zu dem Gespräch mit Macha geht, begreift er, dass Avi und Zach seine mysteriösen Zellennachbarn sind. Der Film lässt zumindest die Möglichkeit offen, dass beide nur weitere Teile von Jakes Persönlichkeit sind und nicht als eigenständige Personen existieren. Jake trifft Macha und dieser erschießt sich schließlich selbst.
Persönlichkeiten und Egos – Der Mindfuck von Revolver
Wenn man keine Ahnung von der Kabbala hat, ist Revolver vor allem kompliziert. Der Film arbeitet häufig mit Rückblenden und springt ebenso oft zwischen verschiedenen Orten und Zeitebenen hin und her. Die Enthüllung, dass Jake auch Sam Gold ist, lässt sich noch verhältnismäßig leicht verdauen, doch der richtige Mindfuck beginnt spätestens, als sich Avi und Zach als Jakes Zellennachbarn zu erkennen geben. Hier ist wahrscheinlich, dass Avi und Zach ebenfalls nur in Jakes Kopf existieren, doch eine eindeutige Auflösung wie in anderen Mindfuk-Filmen üblich liefert Revolver nicht. Nimmt man dann noch die Kabbala-Anspielungen hinzu – offenbar kann man Avi, Jake und Zach als die drei Säulen der kabbalistischen Lehre begreifen – wird Revolver endgültig zu einem Film, den man nach dem Anschauen im Internet nachschlagen muss. So gerät man dann auch an den Ratschlag, dass man die Handlung als Jakes Kampf gegen sein eigenes Ego begreifen muss. Dieses wird metaphorisch als Person, Mr. Gold, bezeichnet und steckt in jedem Menschen.
Fazit
Die Stärken von Revolver haben nichts mit Mindfuck zu tun. Guy Ritchie erschafft wieder eine spannende, coole Gangster-Geschichte mit überlebensgroßen Charakteren. Auch stilistisch ist Revolver interessant und die Bilder ergänzen sich gut mit dem Soundtrack. Leider möchte sich Ritchie an der Kabbala orientieren und macht dadurch jedem, der sich damit nicht auskennt, das Leben schwer, da viele Anspielungen und Bedeutungen so verloren gehen. Das ist schade, denn so bleibt von Revolver ein stylischer, aber doch unausgegorener Eindruck zurück.
Weiterführende Links
Revolver bei www.imdb.com
Revolver bei www.rottentomatoes.com
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