Mindfuck-Level: Fortgeschrittener
Im Horrorfilm kann alles eine Gefahr sein. Neben den üblichen Psychopathen und Monstern versuchten einige Filme immer wieder eine besonders ausgefallene Bedrohung auf die Menschen loszulassen – beispielsweise Riesenkaninchen (Rabbits), lebendiger Joghurt (Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen) oder eine Kreuzung aus Hai und Octopus (Sharktopus). Nicht jeder dieser Filme nimmt sich vollkommen ernst und manchmal handelt es sich eher um Genre-Parodien als um echte Horrorfilme. So war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand einen mordlustigen Autoreifen auf das Kinopublikum losließ. Dieser Jemand war der französische Filmemacher Quentin Dupieux, der Fans der elektronischen Musik besser als Mr. Oizo bekannt ist. Dass der selbsternannte „beste Killerreifen-Film, den Sie je gesehen haben“ dann Rubber heißt, ist nur konsequent. Dupieux belässt es aber nicht bei einer Horror-Parodie. Er ergänzt seinen Film um Elemente des Mindfuck.
Ein Killerreifen-Film
Zu Filmbeginn spricht der Polizist Lieutenant Chad (Stephen Spinella) direkt in die Kamera und erklärt, dass in vielen bekannten Filme das Element der reinen Willkür eine wichtige Rolle spielt. Entsprechend sei der folgende Film als Hommage an die reine Willkür zu verstehen. Erst nach seinem Monolog wird klar, dass er sich an eine vor ihm stehende Personengruppe richtet. Diese bekommt anschließend Ferngläser ausgehändigt und soll nun irgendwo in der Wüste einen Film sehen. Im diesem Film scheint ein Autoreifen über telekinetische Kräfte zu verfügen. Er tötet damit zunächst ein paar Tiere und wird dann auf eine junge Frau (Roxane Mesquida) aufmerksam. Doch bevor er sich ihr nähern kann, wird er von einem Autofahrer angefahren. Er folgt dem Mann bis zur nächsten Tankstelle und tötet ihn.
Die Frau findet er in einem Motel wieder und schleicht sich in das Nebenzimmer. Als das Zimmermädchen den Reifen entfernen will, tötet er sie. Lieutenant Chad ist ebenfalls Teil der Filmhandlung und beginnt zu ermitteln. Währenddessen füttert ein Gehilfe von Chad die Filmzuschauer mit vergiftetem Truthahn. Als Chad erfährt, dass das Gift gewirkt hat, erklärt er den umstehenden Menschen, dass sie nun alle nach Hause gehen könnten. Ohne Zuschauer sei der Film nun zu Ende und es wäre ohnehin alles nicht echt gewesen. Doch ein Zuschauer (Wings Hauser) hat überlebt und Chad stellt fest, dass er doch weitermachen muss.
Reine Willkür – Das Ende von Rubber
Als der Reifen auch den Motelbesitzer tötet, begreift Chad, womit er es zu tun hat und ruft eine Fahndung nach dem Killerreifen aus. Als der Reifen Männer dabei beobachtet, wie sie eine große Menge anderer Autoreifen verbrennen, dreht er durch und startet ein Massaker. Drei Tage später kann die Polizei ihn in einem Wohnhaus ausfindig machen. Erst versucht Chad den Reifen mit einem Trick zu überlisten, doch der überlebende Zuschauer beschwert sich und fordert mehr Action. Chad greift sich ein Gewehr und erschießt den Reifen. Doch als die Polizei abgerückt ist, bemerkt der Zuschauer, dass der Reifen als Dreirad wiedergeboren wurde. Das Dreirad tötet den Zuschauer und macht sich auf den Weg nach Hollywood. Andere am Straßenrand liegende Reifen erheben sich ebenfalls und folgen dem Dreirad.
Absurde Grenzüberschreitungen – Der Mindfuck von Rubber
Allein die Absurdität der Handlung von Rubber dürfte bei einigen Zuschauern bereits für Mindfuck sorgen. Konkret ist es aber vor allem die Verwischung der Grenzen von filmischer Realität und innerfilmischer Fiktion, die als Element des Mindfuck anzusehen ist. Die Gruppe von Zuschauern in der Wüste, die mit Ferngläsern über mehrere Tage einen Film schauen, sollte eigentlich komplett von der Handlung um den mordenden Autoreifen getrennt sein.
Trotzdem überschreiten Chad und der überlebende Zuschauer mehrmals die Grenze zwischen Vorführung und Handlung. Zudem ist die Vorführsituation selbst natürlich sehr merkwürdig. Die Zuschauer brauchen Ferngläser, um irgendetwas zu sehen und der Überlebende nähert sich den Geschehnissen räumlich immer mehr an. Aber selbst wenn man die Handlung eher als Theaterstück und nicht als Film begreift, ist es nicht denkbar, dass die Zuschauer jeden Handlungsort von ihrem Beobachtungspunkt aus sehen können. Die Absurdität der Gesamtsituation wird besonders deutlich, als Chad beweisen möchte, dass alles nicht echt ist. Tatsächlich können ihn seine Kollegen mit ihren nachgemachten Waffen nicht erschießen, doch die Leiche des Zimmermädchens bleibt offenbar tatsächlich tot – ein Paradoxon, dass Rubber auch gar nicht auflösen will.
Fazit
Die Idee einen mordlustigen Autoreifens ist genial und weiß den Film auch ein Stück weit zu tragen. Auch die zahlreichen Ausflüge ins Absurde und die damit verbundene Verwischung der Erzählebenen sorgt für einige Lacher. Angesichts der nicht gerade zahlreichen Konkurrenz kann man Rubber also wirklich als besten Killerreifen-Film aller Zeiten bezeichnen. Dennoch weist der Film Schwächen auf, die man nicht wegdiskutieren kann. Insbesondere ist er zu lang und das ist bei einer Spielzeit von wenig mehr als 80 Minuten viel gesagt. Aber Rubber verliert sich einfach zu häufig in langen Dialogen und walzt seine Ideen oft so breit aus, dass man sich zu langweilen beginnt. Das ist sehr bedauerlich, denn so wird aus einer genialen Ausgangssituation nur ein mittelmäßiger Film.
Weiterführende Links
Rubber bei www.imdb.com
Rubber bei www.rottentomatoes.com
Rezension bei www.filme-blog.de
Rezension bei www.horrormagazin.de
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