Mindfuck-Level: Fortgeschrittener
Auf die Idee, einen Film zu machen, kommen viele. Doch die wenigsten Enthusiasten schaffen es, ihr Projekt auch bis zum Ende durchzuziehen. Doch Herk Harvey gehört zu denen, die es geschafft haben. Mit einer Crew von sechs Personen realisierte er seinen einzigen Langfilm Tanz der toten Seelen (Originaltitel: Carnival of Souls). Der Film fiel zunächst an der Kinokasse durch, schaffte es aber in Autokinos und Spätvorstellungen zu Kultstatus. Und auch für Freunde des Mindfuck ist Tanz der toten Seelen interessant. Immerhin nutzte er schon in den 1960er-Jahren ein Erzählmuster, das erst viel später populär wurde.
Ein neuer Anfang
Drei junge Frauen lassen sich in ihrem Auto auf ein Wettrennen ein – mit fatalen Folgen. Der Wagen stürzt in einen Fluss und versinkt. Als die Suchtrupps schon die Hoffnung aufgeben wollen, erreicht die Organistin Mary Henry (Candace Hilligoss) das Ufer. Sie kann sich nicht daran erinnern, wie sie sich retten konnte. Kurz darauf tritt Mary eine neue Stelle als Organistin in einer anderen Stadt an. Auf der Fahrt zu ihrem neuen Wohnort sieht sie das erste Mal die geisterhafte Erscheinung eines Mannes, der ihr fortan zu folgen scheint. Andere Menschen scheinen den Mann nicht sehen zu können. Außerdem fühlt sich Mary auf seltsame Weise zu einem alten Jahrmarkt außerhalb der Stadt hingezogen. Nach einer weiteren seltsamen Begebenheit, während der niemand mehr Mary wahrzunehmen scheint, beschließt die junge Frau, zum Jahrmarkt zu fahren.
Kein Entkommen – Das Ende von Tanz der toten Seelen
Auf dem Jahrmarkt bemerkt Mary nichts Außergewöhnliches. Dass der tote Mann im See am Rande des Jahrmarkts liegt, bemerkt sie nicht. Später bei der Orgelprobe spielt sie wie in Trance eine Tanzmelodie. Sie sieht vor ihrem geistigen Auge, wie sich die Toten aus dem See erheben und auf dem Jahrmarkt tanzen. Als der Pfarrer ihr blasphemisches Lied hört, verliert Mary ihren Job. Bei einer Verabredung mit ihrem Nachbarn erscheint Mary erneut der tote Mann. Sie will die Stadt verlassen, schafft es aber nur bis zum Jahrmarkt. Dort sieht sie die tanzenden Toten und entdeckt sich selbst unter ihnen. Sie versucht zu fliehen, doch die Toten holen sie ein. In Wirklichkeit ist auch Mary längst gestorben. Sie hat den Autounfall zu Beginn des Films nicht überlebt.
(Wieder-)Geburt eines Erzählmusters – Der Mindfuck von Tanz der toten Seelen
Mary ist also schon die ganze Zeit tot. Damit nutzt Tanz der toten Seelen ein bekanntes Erzählmuster. Allerdings war der Film damit seiner Zeit weit voraus. Schließlich war das Muster zur Zeit von Tanz der toten Seelen nur aus Kurzgeschichten bekannt. Entsprechend verwundert es nicht, dass der Film das Muster kaum variiert. Warum auch nicht: Es existierte noch keine Konkurrenz. Marys Tod wird nicht im Bild gezeigt und der Wechsel der Realitätsebene nicht markiert. So bemerkt der Zuschauer nichts und hält die folgenden Geschehnisse für real.
Fazit
Aus heutiger Sicht ist Tanz der toten Seelen zwar historisch bedeutsam, funktioniert aber insgesamt nicht mehr so gut. Zu betulich kommt die Erzählung daher und die Bedrohung durch lebende Tote, die dastehen und nichts tun, reißt heute niemanden mehr vom Hocker. Nimmt man das allgemein langsame Erzähltempo und die unsympathische Hauptfigur hinzu, bleiben kaum Gründe fürs Anschauen. Allerdings ist Tanz der toten Seelen jederzeit seinem Remake Wes Craven’s Carnival of Souls vorzuziehen. Dafür und für seinen Platz in der Filmgeschichte erhält der Film einen zweiten Stern.
Weiterführende Links
Tanz der toten Seelen bei www.imdb.com
Tanz der toten Seelen bei www.rottentomatoes.com
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