The Brown Bunny

Eine lange Fahrt
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[Anzahl der Stimmen: 3 Durchschnitt: 3.7]

Mindfuck-Level: Fortgeschrittener

Vincent Gallo ist ein Multitalent. Er ist Schauspieler, Musiker, Regisseur, Maler und Fotograf. Aber Vincent Gallos größtes Talent ist wohl der Skandal. Er bietet auf einer Website sein Sperma für eine Million US-Dollar an (Kreditkartenzahlung nicht möglich), fällt immer wieder durch rassistische Äußerungen auf und legt sich gerne mit Kritikern und Festival-Jurys an. Auch mit The Brwon Bunny, bei dem er für Produktion, Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt verantwortlich war und selbst die Hauptrolle spielte, löste Gallo gleich mehrere Skandale aus. Einerseits liefert der Film eine Sexszene, wie man sie außerhalb von Pornofilmen eigentlich nicht zu Gesicht bekommt. Andererseits wünschte er dem bekannten Filmkritiker Roger Ebert aufgrund seines vernichtenden Urteils über eine frühere Version von The Brown Bunny Krebs an den Hals – und das alles wegen eines Films, in dem man Gallo vor allem beim Autofahren zusieht.

Von Ost nach West

Der Motorrad-Rennfahrer Bud Clay (Vincent Gallo) muss von der Ostküste der USA bis nach Kalifornien fahren, weil dort das nächste Rennen stattfindet. An einer Tankstelle überredet er die Kassiererin Violet (Anna Vareschi), ihn zu begleiten. Doch als Violet in ihrem Haus noch schnell ein paar Sachen packen möchte, fährt Bud davon. Er macht einen Zwischenstopp in seinem Heimartort und besucht die Eltern seiner ehemaligen Freundin Daisy. Aber Daisys Eltern haben lange nichts mehr von ihr gehört. Die Frage, warum er und Daisy keine Kinder haben, kann Bud nicht beantworten. Er macht sich wieder auf den Weg. Auf einem Rastplatz bei St. Louis trifft Bud auf Lilly (Cheryl Tiegs) und tauscht mit ihr einige Küsse aus, doch auch hier fährt er schließlich wortlos davon. In Las Vegas lädt Bud die Prostituierte Rose (Elisabeth Blake) zum Essen ein, doch danach wirft er sie aus seinem Wagen. In Los Angeles nimmt sich Bud ein Hotel und fährt zu Daisys Haus. Er trifft sie nicht an und hinterlässt ihr eine Nachricht.

The Brown Bunny
Quelle: Sony Pictures Home Entertainment, DVD: The Brown Bunny

Geister der Vergangenheit – Das Ende von The Brown Bunny

Die Auflösung von The Brown Bunny

Tatsächlich taucht die offensichtlich drogenabhängige Daisy (Chloe Sevigny) plötzlich in Buds Hotelzimmer auf. In einem stockenden Gespräch erklärt Daisy, dass sie immer nur Bud geliebt hat. Bud weiß nicht, ob er ihr das glauben kann, lässt aber zu, dass Daisy Oralsex mit ihm initiiert. Währenddessen und auch anschließend macht Bud ihr Vorwürfe, weil Daisy ihn offenbar betrogen hat. Schließlich kommt die Wahrheit ans Licht: Daisy und Bud erwarteten ein Baby, doch Daisys Drogensucht hat das ungeborene Kind getötet. Auf einer Party hat Daisy mit fremden Männern Drogen konsumiert und wurde danach in bewusstlosem Zustand von ihnen vergewaltigt. Bud hat es gesehen, aber er hat Daisy dort zurückgelassen. Daraufhin ist die bewusstlose Daisy an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt. Sie ist seit einem Jahr tot und Bud ist in Wirklichkeit allein in seinem Hotelzimmer.

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Schuld und Verdrängung – Der Mindfuck von The Brown Bunny

Analyse des Mindfuck von The Brown Bunny

Der Mindfuck entsteht in The Brown Bunny aus zwei Gründen. Der erste Grund ist, dass mindestens eine Stunde lang fast überhaupt nichts passiert. Bud fährt von Stadt zu Stadt, tut belanglose Dinge und führt Gespräche, die ins Nichts führen. Diese Handlungsarmut wirkt hochgradig verstörend.
Mindfuck in einem eher klassischen Sinn liefert dann die Hotelszene zwischen Bud und Daisy. Im Gegensatz zu Filmen, in denen die Hauptfigur schon tot ist, ohne es zu merken, sorgt in The Brown Bunny Buds Phantasie für die verzerrte Darstellung der Realität. Seine Schuldgefühle und seine Verdrängungsmechanismen führen dazu, dass er sich das Gespräch und den Sex mit Daisy vorstellt. Dabei ist interessant, dass Daisy zwei Mal ins Bad geht, um dort ihre Drogen zu konsumieren. Obwohl Bud nicht dabei ist und es so nicht mal in seiner Phantasievorstellung miterleben würde, wird dies so gezeigt, als würde es wirklich passieren.

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Fazit

Es führt kein Weg daran vorbei: The Brown Bunny ist gerade während der ersten Stunde extrem langweilig. Es passiert nichts und die Bedeutung der wenigen Geschehnisse erschließt sich nicht. Erst am Schluss kann man einordnen, was Bud zu seinen Handlungen bringt. Doch das ist nicht genug, um die ursprüngliche Langeweile zu überlagern. Sobald Bud und Daisy endlich aufeinandertreffen, geschieht etwas mehr. Doch eine Entschädigung ist weder die Handlung noch die sehr explizite Sexszene. Das ist schade, denn für sich genommen ist der Plot Twist von The Brown Bunny gar nicht schlecht. Bei einem zweiten Anschauen wird der Film zumindest etwas besser, denn in Kenntnis der Auflösung und im Wissen um die Handlungsarmut des Films findet man sich deutlich besser zurecht. Angesichts des kaugummiartigen Erlebnisses der Erstrezeption ist aber auch verständlich, wenn man sich The Brown Bunny nicht noch ein zweites Mal antun möchte.

The Brown Bunny bei www.imdb.com
The Brown Bunny bei www.rottentomatoes.com

Filme wie The Brown Bunny

Filme mit ähnlichem Mindfuck wie The Brown Bunny

Babycall (Norwegen/Deutschland/Schweden 2011, Pål Sletaune)
Black Butterfly (Spanien/USA/Italien2017, Brian Goodman)
Breaking Dawn 2 (USA 2012, Bill Condon)
Chasing Sleep (Kanada/USA/Frankreich 2000, Michael Walker)
Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Frankreich 1972, Luis Bunuel)
Ekel (Großbritannien 1965, Roman Polanski)
Fear and Loathing in Las Vegas (USA 1998, Terry Gilliam)
Living in Oblivion (USA 1995, Tom DiCillo)
One Way Trip (Schweiz/Österreich 2011, Markus Welter)
Phantasm – Das Böse (USA 1979, Don Coscarelli)
Reality XL (Deutschland 2012, Thomas Bohn)
Sh! The Octopus (USA 1937, William C. McGann)
Shrooms (Irland/Großbritannien/Dänemark 2007, Paddy Breathnach)
Susan’s Plan (USA 1998, John Landis)
The Dark Hours (Kanada 2005, Paul Fox)
The Heart of the Warrior (Spanien 1999, Daniel Monzón)
The Perfection (USA 2018, Richard Shepard)
Traum ohne Ende (Großbritannien 1945, Alberto Cavalcanti, Charles Crichton, Basil Dearden, Robert Hamer)

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Bildnachweis: Quelle aller Bilder ist Sony Pictures Home Entertainment, DVD: The Brown Bunny. Die Verwendung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

Bernd Leiendecker
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